Babymassage.

Die besondere Kuschelstunde: Bindung durch Berührung.

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„Ein Augenblick der Vollkommenheit entsteht,
wenn meine Hand dich sanft berührt, streichelnd und liebkosend.
Dann fühle ich, wie etwas sehr Geheimnisvolles sich vollzieht:
indem ich dir all meine Zärtlichkeit gebe,
empfange ich all deine Zärtlichkeit“.
Peter E. Schuhmacher

Achtsame, besonders zärtliche und liebevolle Berührungen sind der Kern einer jeden Babymassage. Viele Neu- Mamas kennen diesen Begriff- aber was ist das wirklich? Auch ich bin als neu“geborene“ Mama vor den Fragen gestanden, ob ICH diese Massage überhaupt anwenden kann, da ich ja keine ausgebildete Masseurin bin und ob ich bei diesen Techniken meinem kleinen Zwuckibu vielleicht wehtun könnte, wenn ich Griffe falsch anwenden würde. Aber ich spürte insgeheim, dass dies das Richtige für uns wäre- obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte, was da auf uns zukommen würde. Leider besuchte ich dann keinen für uns geeigneten Massagekurs, ich fühlte mich sehr fehl am Platz, daher blies ich die Sache nach dem ersten Mal ab. Aber zu Hause machte ich so weiter, wie ich es instinktiv für Richtig hielt.

Heute bin ich ausgebildete Baby- und Kindermassagekursleiterin und kann gerne beruhigen: Es geht mir nicht um die Vermittlung von ausgeklügelten Massagetechniken, auch nicht um die strenge Abfolge verschiedener Griffe. Mir geht es um Berührung, Liebe, Vertrauen, Rückhalt, Bindung und Achtsamkeit (und natürlich noch um Vieles mehr..)

Babymassage ist keine Modeerscheinung, diese gibt es bereits seit Jahrhunderten bei Naturvölkern über alle Kontinente verteilt. Der Franzose Frédérik Leboyer brachte die indische Babymassage in den 70er Jahren nach Europa, daher wird sie in unserem Kulturkreis gerne mit seinem Namen verbunden. Bei den Naturvölkern ist die Babymassage die ganz natürliche Art und Weise ein Baby nach der Geburt zu begrüßen und für das Leben zu stärken.

Und das ist es auch um das es eigentlich gehen sollte: Eine Massage ist ein Ritual zweier vertrauter Menschen, an einem besonderen Ort zu einer unbestimmten Zeit, die Wärme und Geborgenheit vermitteln soll. Diese ungestörte Zeit sollte in einer wertvollen Atmosphäre stattfinden, um sich selbst als Massierender und als Baby eine wunderbare verbindende Zeit zu schenken.

Die oft heilende Wirkung von Massage wurde bereits wissenschaftlich belegt: Babys, die regelmäßig massiert werden, sind seltener krank und weinen weniger. Massagen können Schmerzen und Beschwerden lindern, das Körpergefühl und das Selbstvertrauen wird stabilisiert, sie wirkt sich positiv auf die emotionale und mentale Intelligenz aus, sowie auf die körperliche und geistige Entwicklung, daher werden bereits Frühgeborene massiert. Langzeitstudien konnten feststellen, dass die Beziehungs- und Bindungsfähigkeit im Erwachsenenalter oft damit in Zusammenhang steht, inwieweit das Grundbedürfnis der Nähe, des Halts, der Geborgenheit als kleiner Mensch erfüllt wurde- oder nicht.

Vor wenigen Jahren wurden sogenannte C- Nervenfasern (auch als „Streichelnerven“ bekannt) entdeckt, die zu Hirnregionen führen, die für die Verarbeitung von emotionalen Eindrücken zuständig sind. Durch innige zärtliche Berührungen können negative schmerzhafte Reize überlagert werden, wobei nicht nur unsere Babys davon profitieren, sondern auch die Massierenden selbst.

Die vielleicht wichtigste Wirkung der Massage ist die Ausschüttung von Oxytocin, einem Hormon, welches von der Hypophyse gebildet wird und als Liebes- und Bindungshormon bezeichnet wird. Dieses wird unter anderem auch bei der Massage nicht nur bei Mamas und Papas freigesetzt, sondern auch bei den Babys- besonders durch Streichungen an der Körpervorderseite. Durch die Ausschüttung dieses Hormons und dem dadurch entstandenen Zustand der Entspannung, bekommt man immer feinere Antennen in Bezug auf die Bedürfnisse der Zwuckis, da gleichzeitig die Streichelnerven aktiviert werden und die Empathiefähigkeit entwickelt wird. Auch bei erschwerten Startbedingungen, Trauma, wenig Schlaf, viel Weinen,… wirkt die Massage besonders gut auf Zwuckibus vegetatives Nervensystem und fördert somit die Regulationsfähigkeit.

Die Bedeutung der Babymassage
Zärtliche Berührungen in jeglicher Form stärken
– und festigen das körperliche und emotionale Band zwischen Eltern und ihren  Kindern (Bindungsförderung!), tragen dazu bei
– gegenseitigen Respekt und Achtsamkeit zu fördern (manchmal gibt es beiderseits ein „NEIN“)
– die Entwicklung des Spagats zwischen Fürsorge und Raum- Geben
– die Klarheit und Orientierung durch immer wiederkehrende Rituale
– die körperliche und psychische Entwicklung
– die Entwicklung der Spiegelneuronen, die für die Empathiefähigkeit der Kinder von großer Bedeutung sind
– die Verarbeitung von negativen Erlebnissen rund um Schwangerschaft und Geburt
– und verbessern die Regulationsfähigkeit
– und verbinden einzelne Körpersegmente nach körperlichen und seelischen Verletzungen (wie Trauma, Operationen, Gewalt- und Übergriffserfahrungen, Geburtsnachwirkungen, Medikamenteneinfluss,…) wieder miteinander.

Indem man einander diese liebevollen zärtlichen Berührungen schenkt, kann man die Empathie zueinander noch mehr stärken. Auch wenn manche Berührungen nur sanft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings sind, kann man damit sehr viele positiven Wirkungen im Körper aller Beteiligten erzielen.

Berührung, Halten und Tragen- wunderbare Geschenke zu Beginn des gemeinsamen Lebens.